Tourismus beschäftigt mehr Leute als vor Corona

IHS-Direktor Klaus Neusser, Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler und Arbeitsminister Martin Kocher (v. l.) präsentierten die neue Studie zum touristischen Arbeitsmarkt.
IHS-Direktor Klaus Neusser, Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler und Arbeitsminister Martin Kocher (v. l.) präsentierten die neue Studie zum touristischen Arbeitsmarkt.

Das Institut für Höhere Studien (IHS) hat aktuell eine neue Studie veröffentlicht, die sich mit der Personalsituation im Tourismus befasst und die jetzt von IHS-Direktor Klaus Neusser, Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler und Arbeitsminister Martin Kocher präsentiert wurde. Der Tourismus in Österreich erlebte demnach in den letzten Jahrzehnten ein bemerkenswertes Wachstum. Die Nachfrage nach touristischen Dienstleistungen sei in den Jahren von 1997 bis 2019 kontinuierlich gewachsen.  Vor der Pandemie betrug der direkte und indirekte BIP-Anteil des Tourismus am Gesamt-BIP 7,6 Prozent. Trotz der Pandemie liegt der Anteil am BIP aktuell wieder bei rund 6,2 Prozent.

Die starke Nachfrage nach Urlaub in Österreich habe außerdem zu einer erhöhten Nachfrage nach Arbeitskräften im Tourismussektor geführt: Im Jänner und Februar 2023 gab es mehr als 230.000 Beschäftigte im Tourismus, im März 2023 mehr als 223.000 Personen. Ende Mai lag die Anzahl saisonbedingt bei 213.692 Beschäftigten.

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Zum Vergleich: 2019 waren Jänner-Mai 216.697 Personen in der Branche beschäftigt. In diesem Jahr liegen wir bereits bei 219.993 Personen im Durchschnitt der ersten fünf Monate. Damit sind im Durchschnitt rund 3.000 Personen mehr im Tourismus beschäftigt als vor der Krise. Außerdem gibt es ein hohes Beschäftigungspotential in der Branche. Ende Mai 2023 waren 14.433 offene Stellen in Beherbergung und Gastronomie über das AMS ausgeschrieben. Damit gehört der Tourismus zu jenen Branchen, die derzeit einen besonders großen Personalbedarf haben.

Branche mit zahlreichen Job-Merkmalen

Die Tourismusbranche weist zudem besondere Eigenheiten auf, die die Arbeitsmarktmuster prägen und sich von den meisten anderen Branchen fundamental unterscheiden:

  • Eigenheiten der Tourismusbranche sind dadurch gekennzeichnet, dass die Nachfrage nach touristischen Dienstleistungen im Tages-, Wochen- und Jahresverlauf stark schwankt und die Dienstleistung personalintensiv ist sowie im Moment der Nachfrage und vor Ort befriedigt werden muss.
  • Im Jahr 2019 waren im Jahresverlauf mehr als 506.000 unterschiedliche Personen zumindest einen Tag in den touristischen Kernbranchen Beherbergung und Gastronomie unselbständig beschäftigt. Die Rotationsrate, also das Verhältnis unterschiedlicher Beschäftigter zur durchschnittlichen Beschäftigung, ist im Tourismus sehr hoch.
  • Der touristische Arbeitsmarkt erfüllt für den gesamten Arbeitsmarkt die wichtige Funktion einer Einstiegsbranche (bei Jüngeren oder Personen aus dem Ausland) oder als Zwischenbranche. Damit trägt er wesentlich zur Kohäsion am Arbeitsmarkt bei.
  • Der Tourismus weist einen Frauenanteil von rund 58 Prozent auf und ist somit die Branche mit dem fünfthöchsten Frauenanteil.
  • Die Studie zeigt, dass es der Branche gelungen ist, die seit Corona abhanden gekommenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückzuholen und auf das Beschäftigtenniveau von 2019 zurückzukehren. Das wird insbesondere auf die Kurzarbeit zurückgeführt, die im Tourismus gut funktioniert hat.

IHS-Direktor Klaus Neusser dazu: „Der Schlüssel zur Deckung des (steigenden) Personalbedarfs liegt im Verständnis der Dynamik touristischer Beschäftigungsmuster. Die saisonalen Nachfrageschwankungen, schlagen sich unmittelbar in saisonal schwankenden Beschäftigtenständen nieder. In Folge ist der Tourismus durch permanente Zuströme und Abflüsse von Personal geprägt. Die daraus resultierenden Herausforderungen für die Branche lassen sich nicht durch eine ‚große Maßnahme‘ bewältigen. Es braucht auf der Betriebsebene, auf regionaler wie auch auf Bundesebene eine Reihe unterschiedlicher Maßnahmen, die das gemeinsame Ziel verfolgen, den Zugang von Mitarbeitern zu erhöhen und den Abgang zu dämpfen.“

Neue Jobkampagne für den Tourismus

Der Tourismus leidet oftmals unter einem schlechten Image, dabei sieht die Wirklichkeit ganz anders aus: Als Einstiegsbranche bietet er Chancen für einen raschen Jobantritt, schafft internationale Karrieremöglichkeiten und verspricht vielfältige Berufsbilder. Um das Bewusstsein der Gesellschaft für den Tourismus zu stärken sowie den Einsatz der über 200.000 Mitarbeitern zu würdigen und die Bedeutung der Branche für den Wirtschaftsstandort hervorzuheben, initiiert das BMAW eine Branchenkampagne. Neben den bereits gesetzten Maßnahmen des BMAW zum touristischen Arbeitsmarkt, ist es das Ziel der Kampagne, das Image der Branche zu stärken und die Wertschätzung zu erhöhen sowie die Vielfalt des Tourismus als Arbeitgeber sichtbar zu machen. Unter dem Claim „Team Tourismus = starke Branche = deine Chance“ werden in einer ersten Phase von Juni bis Oktober Social- Medieninformation und Media-Sujets auf den Plattformen Facebook, Instagram und LinkedIn veröffentlicht, die die Breite der touristischen Berufe widerspiegeln. Die verlinkte Kampagnenseite (www.bmaw.gv.at/teamtourismus) bietet Zahlen, Daten und Fakten zur Bedeutung des Tourismus in Österreich sowie umfassende Informationen zu Aus- und Weiterbildung sowie Karriereoptionen im Tourismus. Durch die Einbeziehung diverser touristischer Stakeholder soll die Kampagne verstärkt in die Breite gespielt werden.

Staatssekretärin für Tourismus Susanne Kraus-Winkler zeigt sich optimistisch: „Mit der Branchenkampagne zum touristischen Arbeitsmarkt wollen wir das Bewusstsein für den Tourismus in der Gesellschaft stärken. Zeitgleich gilt es auch die über 200.000 Mitarbeiter in den Mittelpunkt zu stellen, die sich tagtäglich für das Urlaubsglück unserer Gäste einsetzen und damit den Erfolg des österreichischen Qualitätstourismus sicherstellen. Die Kampagne ist zudem ein wichtiges Signal an die Branche und neben vielen anderen bereits gesetzten Maßnahmen ein kleiner, aber bedeutender Baustein, um den Tourismusstandort Österreich weiter voranzubringen.“

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