Herr Thierry Guillon-Verne, was nehmen Sie „aus Ihrem Background aus der Gastronomie“ – für künftige Konzepte beim Großmarkt mit?
Ich bin davon überzeugt, dass wir als Gastronomie- Experte und -Partner das aktuell richtige Konzept anbieten: Unser Vorteil ist es, dass unsere Kunden bei uns auf unterschiedlichen Vertriebswegen einkaufen können. Ob vor Ort, also Cash & Carry oder per Zustellung oder künftig auch via Online-Shop. Wir sind somit dort, wo unsere Kunden uns brauchen, mit einem für sie relevanten Großhandelssortiment. Was wir gemacht haben und machen ist, unsere Standorte als Multichannel Fulfillment Center dafür optimal auszurichten. Konkret bedeutet das zum Beispiel eine Straffung des Non Food Sortiments, um die dadurch frei gewordene Fläche für das Depot und damit den stetig wachsenden Food Service Delivery- Bereich nutzen zu können.
Sie hatten erwähnt, dass es für Sie wichtig ist, dass alle Mitarbeiter auch alle Abteilungen des Unternehmens durchlaufen! Warum hat das für Sie so eine hohe Relevanz und wie weit ist das in der Praxis fortgeschritten?
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich besonders in jenen Abteilungen des Unternehmens einsetzen, die in Zusammenhang mit ihren Bereichen stehen, um die internen Abläufe besser nachzuvollziehen, um die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden besser zu verstehen und, um im Anschluss noch besser bereichsübergreifend zusammenarbeiten zu können – ganz im Sinne von One METRO – Ein Team. Wer bei METRO im Headoffice startet, absolviert seit jeher auch den Einsatz im Großmarkt, meistens in der Ultrafrische, also Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse und unser Team bis zur mittleren Ebene hat die Verpflichtung, einmal im Jahr einen vollen Arbeitstag bei Kunden zu verbringen. Dieser direkte Umgang ist noch einmal richtungsweisend für uns. Wir teilen diese Erfahrungen miteinander und feilen gemeinsam an Verbesserungen, wenn nötig. Wenn wir sagen METRO ist nah am Kunden, dann leben wir das auch.
Nachhaltigkeit ist derzeit das Thema Nummer Eins in so gut wie allen Unternehmen – Stichwort Nachhaltigkeit und ESG Reporting. Wie setzt Metro diese Agenda um?
Nachhaltigkeit ist ein langjähriger Bestandteil unseres Geschäftsmodells und strategisches Thema für unser unternehmerisches Handeln. Als führender Großhändler tragen wir selbstverständlich die Verantwortung für eine nachhaltige Wertschöpfung, sowohl wirtschaftlich ökologisch und sozial. Unsere ESG-Strategie orientiert sich an den globalen Herausforderungen und konzentriert sich auf drei zentrale Prioritäten: Klimaschutz und CO2-Reduktion, ethisches Verhalten und Vertrauen sowie Gleichberechtigung, Inklusion und Wohlbefinden.
Auf Konzernebene sind bereits seit mehreren Jahren ambitionierte Ziele gesetzt, um unsere Umwelt- und Sozialverantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette aktiv zu gestalten. Dabei geht es nicht nur um die Reduktion unseres eigenen ökologischen Fußabdrucks, sondern auch um die Unterstützung unserer Kundinnen und Kunden, ihr Geschäft nachhaltiger auszurichten. In Österreich stimmen wir uns in einem eigenen Nachhaltigkeits-Komitee regelmäßig strukturiert zu Planet, Produkt und People ab und legen die nächsten Schritte unserer Nachhaltigkeits-Agenda fest.
Wir setzen unsere Strategie mit konkreten Maßnahmen um: Wir engagieren uns beispielsweise gegen Lebensmittelverschwendung durch Kooperationen mit der Tafel Österreich, verschiedenen karitativen Einrichtungen, Sozialmärkten und Too Good To Go. Unser Sortiment fokussiert sich auf lokale Betriebe, regionale Produkte und nachhaltige Verpackungslösungen. Zudem investieren wir laufend in die energieeffiziente Modernisierung unserer Großmärkte und erzeugen einen Teil unseres Energiebedarfs durch eigene Photovoltaikanlagen. Auch bei unserer Pkw-Flotte setzten wir auf Elektromobilität und in Zusammenarbeit mit Smatrics bauen wir die Hypercharger-Infrastruktur für unsere Kundinnen und Kunden sowie den eigenen Bedarf aus. Nachhaltigkeit ist für uns kein Trend, sondern eine langfristige Verpflichtung, die wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Geschäftspartnern sowie Kundinnen und Kunden eingehen.
In welchen Bereichen bei Metro sehen Sie ein Wachstumspotential?
Das ist sicherlich unser Zustellgeschäft. Derzeit macht die Zustellung 30 Prozent unseres Umsatzes aus, wir sehen aber noch deutlich mehr Potenzial. Egal ob bei der Expresszustellung für die Gastronomie, der zuverlässigen Lieferung für den täglichen Bedarf oder der Spedition von Großgeräten. Unsere Kunden können aus ultrafrischen regionalen Lebensmitteln, internationale Marken und günstigen METRO Eigenmarken wählen. Dazu kommen garantierte Warenverfügbarkeit, einfache Bestellung online, per App und Telefon, sowie kompromisslose Qualitätskontrolle bei Kühlkette, Verpackung und Frische. All das macht die METRO Zustellung zur ersten Wahl für alle Profis.
Gibt es konkrete Pläne in den Bereichen Gastronomie & Hotellerie, vor allem hinsichtlich des evidenten Mitarbeitermangels?
Den Mitarbeitermangel können wir natürlich nicht beheben. Unsere Aufgabe als Partner der Gastronomen ist es aber, diesen den Arbeitsalltag zu erleichtern. Das geht vor allem durch Convenience-Produkte, mit denen wir Küchenchefs helfen, Zeit zu sparen. Das kann beispielsweise geschälter Knoblauch im Glas sein, mit dem in der Küche 15 Minuten Arbeitszeit eingespart werden können, oder vorgekochtes Fleisch, das eine Zeitersparnis von einer halben Stunde bringt. Das ist lösungsorientiert, gerade wenn es an Personal fehlt. Eine weitere Servicelösung ist unsere App DISH, mit der wir Gastronomen ein digitales Produktportfolio anbieten, wie etwa ein Reservierungstool.
Bei welchem Gericht können Sie nicht nein sagen und wo essen Sie es am liebsten? Kochen Sie auch gerne selbst?
Als Expat für ein Unternehmen wird man international eingesetzt, es gibt für mich daher kein „wo“, aber ein „mit wem“ und das sind meine Familie und Freunde. Wenn ich selbst koche, dann gerne Scallops und wenn es mehr convenient sein darf, dann Soba Nudeln.
Und last, but not least die Frage: Welches Resümee ziehen Sie nach einem Jahr als CEO bei Metro?
Es war herausfordernd, doch begleitet von vielen erfolgreich umgesetzten Meilensteinen. So sind seit April 2024 alle von uns übernommenen AGM-Märkte in die METRO Welt integriert und ich finde, dass wir mit unseren Großmärkten und Lieferdepots in Österreich nun sehr gut aufgestellt sind. Ich habe im Vorjahr sehr rasch alle Standorte besucht und Gespräche mit Mitarbeitern, Kunden und Partnern aus der Lebensmittelindustrie geführt. Gemeinsam mit meinem Team wurde eine Strategie mit Schwerpunkt Gastronomie für die Zukunft definiert. Jetzt arbeiten wir mit aller Kraft an der Umsetzung. Im Fokus steht dabei immer der Kunde und dahinter stehen wir, sei es durch unsere persönliche Beratung, die kontinuierliche Angebotsoptimierung und die Unterstützung, effizient einzukaufen zu können. Das Team von METRO teilt jedenfalls die Liebe zur Gastronomie, die Begeisterung für Service und die verbindende Kraft der Kulinarik und der Gastfreundschaft und ist stets mit großer Begeisterung dabei. Darauf freue ich mich auch in meinem zweiten Jahr als CEO von METRO Österreich.
Danke für das Gespräch.