Wer in Österreich keinen Alkohol trinkt, wird meist gleich gefragt: „Fährst du?“, „Fühlst du dich krank?“ oder „Bist du schwanger?“. Dabei ist der Verzicht auf Alkohol längst kein Randthema mehr – ob aus Gründen der Gesundheit, Religion, des Berufes oder einfach aus persönlicher Entscheidung. Und trotzdem fühlt man sich in Gesellschaft oft exotisch, wenn man mit Wasser, Limonaden oder Saft am Tisch sitzt, während rundum mit Kristallgläsern angestoßen wird.
Apropos Kristallglas. Ich bin überzeugt, dass die Darreichung eine wichtige Rolle spielt. Alkoholische Getränke werden zelebriert – fachkundig empfohlen, feierlich geöffnet und verkostet und in eleganten Gläsern serviert. Wie wäre es, dasselbe Ritual auch für alkoholfreie Alternativen einzuführen?
Ein handverlesener Traubensaft aus der Region, ein sortenreiner Apfelsaft, ein Wasser, vielleicht leicht perlend – im schönen Glas serviert, am Tisch geöffnet, präsentiert wie ein guter Wein. Hauslimonaden mit frischen Kräutern, fermentierte Getränke mit Charakter oder hochwertige Säfte. So würde man hinter dem schönen Glas nicht auffallen, sondern dazugehören.
In der Gastronomie kann das ein echtes Alleinstellungsmerkmal sein: Wer alkoholfreie Getränkebegleitung nicht als Notlösung, sondern als selbstverständlichen Teil eines Genusserlebnisses versteht und schön darreicht, kann viele Zielgruppen ansprechen – von jungen Gästen über Gesundheitsbewusste bis hin zu Schwangeren. Oder aber ganz einfach jene, die am liebsten einen alkoholfreien Lifestyle pflegen.
Denn am Ende geht’s ums gemeinsame Genießen. Um das Gefühl, dabei zu sein. Und das gelingt oft schon mit der richtigen Flasche, dem passenden Glas – und der klaren Botschaft, dass Genuss viele Gesichter haben kann, ob mit oder ohne Alkohol.
