Der Gastro-Großhandel hat auch schon mehr zu lachen gehabt als in den vergangenen zwei Jahren. Umso mehr bemühen sich die meisten mit verbessertem Service und vergrößertem Angebot ihre Kunden zielgenau zu unterstützen.
Wenn ein Wirtschaftsbereich neben Gastgewerbe und Tourismus in den vergangenen zwei Jahren ebenfalls stark von der Pandemie betroffen war, dann ist das der Gastro-Großhandel. Doch zumindest bis dato ändert das an der Handels-Landschaft in Österreich wenig, lediglich AGM möchte sich offensichtlich sukzessive zurückziehen und zumindest einen Teil der Standorte an den Mitbewerb verkaufen. Noch hat die Wettbewerbsbehörde diesem Ansinnen allerdings kein grünes Licht gegeben. Wir haben jedenfalls alle wichtigen Player im heimischen C&C-Handel angeschrieben und sie u.a. um ihre Einschätzung der aktuellen Lage, ihre Erwartungen bzw. Hoffnungen und Prioritätensetzungen für das laufende Jahr gebeten. Alle Antworten, die bis zum Redaktionsschluss bei uns eingelangt sind, lesen Sie auf den folgenden Seiten. Und so viel sei vorweggenommen: Wenn die Pandemie für das Gastgewerbe zumindest einen kleinen positiven Aspekt hatte, dann den, dass Angebot und Service bei den großen Zulieferern in Coronazeiten nicht ausgedünnt, sondern vielmehr intensiviert wurden. Das schlägt sich nicht nur in der weiter wachsenden Zustellungsquote nieder, sondern zeigt sich auch bei einem Convenienceangebot, das bei den meisten C&C-Anbietern sowohl quantitativ aber vor allem auch qualitativ verbessert wurde, was den latenten Personalmangel in vielen Betrieben zumindest teilweise ausgleichen soll. Und das Thema Regionalität wird 2022 sowohl in den Verkaufsregalen/-foldern wie auch auf den Speisekarten wohl noch präsenter werden als bisher, wenn man die Antworten unserer Gesprächspartner verfolgt.

Wie weit hat Corona das Geschäft im abgelaufenen Jahr beeinflusst? Haben sich die Gastro- Lockdowns 1:1 im Transgourmet-Absatz niedergeschlagen oder konnte man den Rückgang zumindest teilweise anderweitig auffangen?
Eurogast
Wir haben alle unsere Märkte in den schwierigen Phasen der Gastro-Lockdowns auch für Privatkunden geöffnet. Damit konnten wir in den Eurogast Markthallen sehr gute Erfolge erzielen. Die Umsätze konnten damit jedoch in keinster Weise aufgefangen werden. Speziell die Lieferketten wurden in jedem Lockdown schwer in Mitleidenschaft gezogen, doch durch unsere flexible Struktur mit gut verteilten Logistikzentren konnten wir immer sehr rasch auf den Markt reagieren.
KHG-Express
Corona und die damit verbundenen Lockdowns haben sich massiv auf unseren Absatz niedergeschlagen, da der Großteil unserer anteiligen Gesellschafter im Westen sitzt mit Schwerpunkt im Großhandel. Dieser ist wieder von der Gastronomie und Hotellerie und dem Tourismus abhängig. Die Planbarkeit hinsichtlich Mengen speziell mit geringem MHD sowie die Warenverfügbarkeit aufgrund mangelnder Rohstoffe ist immer noch massiv spürbar.
Kröswang
Die Lockdowns haben sich jedes Mal in unserem Umsatz 1:1 niedergeschlagen. Uns sind über Nacht 60 Prozent unserer Kunden weggebrochen. Unser Geschäftsmodell mit 100 Prozent Zustellung lässt es auch nicht zu, dass wir die Belieferung auf Endverbraucher umstellen. Natürlich sind wir von Lockdown zu Lockdown sensibler geworden und haben versucht, die Mengen bei unseren Lieferanten schon im Vorfeld sukzessive herunterzufahren. Da hat uns die Fokussierung auf die Zustellung frischer Produkte wieder in die Karten gespielt.
Metro
Selbstverständlich haben die Lockdowns und der Ausfall unserer Hauptkundengruppe, der Gastronomie, Hotellerie sowie Caterer zum Umsatzverlust geführt. Die allgemeinen Verschärfungen haben dazu geführt, dass einige auch zwischen den Lockdowns nicht aufgesperrt haben. Metro Österreich hatte ihre Türen nur kurz zu Beginn der Pandemie für alle geöffnet, da wir damit unserem Auftrag als kritische Infrastruktur nachgekommen sind, nämlich für die Grundversorgung der Bevölkerung da zu sein.
Transgourmet
Naturgemäß stand Transgourmet vor einer der größten Herausforderungen der Firmenhistorie. Gastronomie und Hotellerie, wo 85 Prozent der Umsätze erwirtschaftet werden, mussten fast die Hälfte des Jahres geschlossen halten. Aber wir standen unseren Kunden zu jeder Zeit partnerschaftlich zur Seite, haben – auch um dem Versorgungsauftrag gerecht zu werden und der Lebensmittelverschwendung vorzubeugen – für die Zeit der Gastro-Lockdowns Transgourmet für alle geöffnet. Da wir uns an Großverbraucher aber auch alle Selbstständigen und Vereine wenden, konnten wir hier neue Zielgruppen als Kunden gewinnen. Das erste Halbjahr 2021 war die schwierigste Zeit seit langem. Umso erstaunlicher daher, wie schnell der Weg zurück im Sommer 2021 gelungen ist. Nach der Aufhebung der frühen Sperrstunde war es nahezu „ein Sommer wie damals“– wir waren wieder auf Vor-Krisen-Niveau. Der Lockdown im November/Dezember, die Reisewarnungen und früheren Sperrstunden machten uns dann wieder einen Strich durch die Rechnung.
Wedl
Wir machten 2021 ähnliche Erfahrungen wie im Jahr zuvor. Durch die erneuten Lockdowns kam es zu massiven Umsatzeinbrüchen. Wir sprechen hier von bis zu 75 Prozent Einbußen in den Lockdown-Phasen im Vergleich zum Vor-Pandemie- Niveau 2019. Auch aus diesem Grund haben wir unsere Unternehmensstrategie angepasst, um neue Zielgruppen zu erschließen und beispielsweise mit einem an öffentliche Einrichtungen gerichteten breiten Produkt- und Serviceangebot erste Erfolge verzeichnet. Zusätzlich hat der Privatkunden- Bereich an Bedeutung gewonnen. Dennoch konnten wir die Umsatzausfälle in unserer Hauptzielgruppe natürlich nicht vollends ausgleichen. Erfreulich ist allerdings, dass die Sommersaison 2021 in den meisten Regionen überdurchschnittlich gut verlief. Nach dem Lockdown-Ende Anfang Dezember war auch das Weihnachtsgeschäft zufriedenstellend, die Zahlen in diesem Zeitraum sind vergleichbar mit jenen aus 2019.
Wie hat sich das Thema Abholung vs. Zustellung im vergangenen Jahr geändert?