
Die Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Wien hat aktuell eine Kampagne präsentiert, mit der die Bedeutung der Gastronomie für die Wiener hervorgehoben werden und die die Bevölkerung dazu motivieren soll, gerade jetzt wieder ins Wirtshaus zu gehen. „Die Wirte sind seit Jahrzehnten für ihre Gäste da. Jetzt ist es an der Zeit, dass sie sich auf ihre Gäste verlassen und auf ihre Unterstützung zählen können," so Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie Wirtschaftskammer Wien. Es brauche jetzt einen Schulterschluss mit Zulieferern (wie Brau Union, Transgourmet, Kotanyi oder Almdudler, die diese Kampagne finanziell mittragen) und Gästen. Dobcak: Wir appellieren an die Gäste, den einen oder anderen noch vorhandenen Euro beim Wirten auszugeben. Wir brauchen Euch!“
„Mei Wirt is‘ wert" sei die Reaktion auf die aktuell schwierige Situation und Existenzsorgen, mit denen die Branche konfrontiert sei. Eine Initiative, die Wertschätzung, Anerkennung und Respekt schaffen soll, für die Orte und vor allem die Menschen, die sie ausmachen. Denn die Gastronomie sei nicht nur eine Dienstleistung, die Speisen und Getränke serviert. In Lokalen werde nicht nur gegessen und getrunken. Es werde geredet, gelacht und vor allem gelebt. Die Gaststube vom Stammlokal sei für viele wie das zweite Wohnzimmer.
Plattform längerfristig geplant
„Es geht nicht einfach um Lokale – wir sprechen hier von einem Kulturgut, das den Flair der ganzen Stadt mitbestimmt. Mit der Plattform ‚Mei Wirt is‘ wert‘ wollen wir einen wichtigen Beitrag in einer herausfordernden Zeit leisten," sagte Rudi Kobza, CEO Kobza and the Hungry Eyes (KTHE), der ausführenden Agentur. Diese Plattform sei längerfristig geplant und solle quer durch die Medienlandschaft stattfinden. Die Kosten würden sich „an der Grenze vom fünf- zum sechsstelligen Bereich bewegen“ und würden etwa je zur Hälfte von der Kammer und den Zuliefer-Partnern getragen werden.
„Angsterfüllter“ Ausblick
Die Gastronomie sei eine der Branchen, die mit am meisten unter den Umständen der letzten Jahre gelitten habe, aktuell vor allem steigende Energiekosten, hohe Inflation sowie akuter Fachkräftemangel. „Die aktuelle Krise ist schlimmer, als Corona je war“, klagte auch Roland Soyka, Wirt des Stuwer-Beisls im 2. Bezirk. Soyka: „Der Ausblick auf den Winter ist angsterfüllt.“ Er habe seine Preise schon vor längerem angepasst und eigentlich müsste er noch teurer werden, aber dann blieben ihm die Gäste aus. Schon jetzt bemerke er etwa auch einen Rückgang der Anfragen für Betriebs-Weihnachtsfeiern. Und wenn, dann wolle die Firma etwa nur mehr die Speisen bezahlen, nicht mehr die Getränke. „Früher undenkbar“, so Soyka.
Ein Problem, das auch Martina Haslinger-Spitzer, Obmann-Stellvertreterin der FG Gastronomie Wien, kennt: „Ich höre von vielen Kollegen, dass gerade Stammgäste, die früher 4 – 5x die Woche gekommen sind, jetzt nur mehr 2 – 3x kommen. Und die Gäste, die kommen, konsumieren weniger als früher.“