Puritanischer Ansatz
Wichtig in der türkischen Küche ist bei aller Pracht, die auf den Tisch kommt, das Spartanische: Man vermischt nicht allzu viel, verzichtet auf üppige Saucen, auch auf raffiniertes Würzen: Weniger ist mehr. Jede Zutat soll erstklassig sein und zu ihrem Recht durch die Zubereitung kommen: Ein paar Tomaten mit Petersilie und Zwiebeln vermischt und mit Olivenöl angemacht sind eine köstliche Vorspeise, oder Melanzani mit Tomaten grob püriert und mit Zitrone gewürzt. Auf den Spieß kommt Fleisch und meistens nichts als Fleisch. Dazu etwas Salat, Reis oder Brot. Fisch bleibt Fisch, meist im Ganzen gegrillt. Preisgünstige Büffets bieten für wenig Geld lauwarme, aber köstliche Speisen: Kuttelsuppe (İşkembe Çorbası, ein türkisches Nationalgericht), alle möglichen Güvecs (Eintöpfe) oder Reisgerichte (Pilavs), manchmal bekommt man bei uns in türkischen Grillrestraurants oder Imbissen auch solche Speisen, vor allem zur Mittagszeit. Brot wird frisch gebacken und frisch gegessen und es gibt nicht hundert verschiedene Sorten, sondern drei: Ekmek, das normale Weißbrot (in der DDR hätte man dazu „Sättigungsbeilage“ gesagt), Pide, der Fladen, in den man alles Mögliche wickeln kann, und Simit, mit Sesam bestreute Ringe, die man eher zum Frühstück isst. Und dann natürlich noch die strudelartigen, fetttriefenden (wenn sie richtig gut sind) Böreks, ein immer gern gesehener Imbiss für Zwischendurch. Berühmt sind natürlich auch die Süßspeisen, also Baklava, das die Türken vermutlich von den Persern und Arabern übernommen haben (oder sie von ihnen?): in Blätterteig gehüllte und mit flüssigem Zucker oder Honig übergossene Kombinationen aus Nüssen. Die werden aber selten im Restaurant oder zu Hause zubereitet, sondern eher aus den darauf spezialisierten Konditoreien geholt. Ansonsten bietet jedes türkische Lokal mindestens einen selbst gemachten Milchreis. Aber das Wichtigste in der türkischen Küche ist der Spaß: Das gemeinsame Essen, die Freude am Zusammenkommen, am Reden, am Genießen, am befreundet oder verwandt sein. Das merkt man spätestens, wenn man mit Türken (oder Kurden) essen geht. Natürlich in einem türkischen (oder kurdischen Restaurant). Dann wird es laut, lustig und lecker.
Gute türkische Restaurants in Wien
Restaurant Lale, Franz-Josefs-Kai 29, 1010 Wien: leicht gehobene türkische Küche, sensationeller Döner Kebab vom Lamm. Momentan wegen Umbauarbeiten geschlossen.
LEVANTE Walfisch, Walfischgasse 8, 1010 Wien. Solides türkisches Restaurant in der Innenstadt.
Galata Restaurant & Lounge, Raffineriestraße 65, 1220 Wien: Ein ehemaliges Ausflugslokal, beliebt bei türkischen Heichzeitspaaren und ihren Gästen, ganz viel türkische Lebensart.
Kent Restaurant, Brunnengasse 67, 1160 Wien: „Das“ türkische Familienrestaurant seit den 1990ern – mit Filialen.
Diwan Holzkohlengrill 1200, Wallensteinstraße 48, 1200 Wien: Vielleicht das beste Döner Kebab der Stadt; sehr authentisch; mehrere Filialen.
Umar Fisch, Naschmarkt Stand 76-79 1060 Wien: Das vielleicht beste (aber auch teuerste) türkische Fischrestaurant der Stadt.
Sezai Fisch(T)raum, Viktor-Adler-Markt 53, 1100 Wien: Wem das Umar zu „gespritzt“ ist.
Gaia Kitchen, Praterstraße 68, 1020 Wien: Newcomer von zwei kurdischen Kumpels, sie wollen vor allem vegetarische und vegane Gerichte anbieten. Der Versuch eines türkischen „Szenelokals“.
DAMAK Restaurant, Leibnizgasse 15, 1100 Wien