Toni Mörwald – im Bild mit Executive Chef Phillip Hagenauer – bespielt mittlerweile ein ganzes Gastro-Imperium.
„Essenszeit ist Lebenszeit“ ist eines Ihrer Mottos. Leben in diesem Sinne die Österreicher mit genügend Freude oder leben wir gastronomisch noch immer in einer Hauptsache-viel-und-billig-Gesellschaft?
Die Esskultur hat sich hierzulande in den letzten Jahrzehnten sehr gut entwickelt. Österreich kann sich schon sehen lassen. Ich würde mir sogar wünschen, dass wir mehr stolz wären auf unsere Küche. Man denke daran, wie vor einiger Zeit der französische Präsident die besten Köche des Landes in den Elysée-Palast als Zeichen der Wertschätzung eingeladen hat. Das war ein wichtiges Signal!
Vegetarier und Veganer sind vor allem im städtischen Bereich und bei jungen Leuten stark im kommen. Kann der Koch Toni Mörwald mit diesem Trend etwas anfangen oder überlässt er dieses Segment lieber anderen Kollegen?
Vegetarier sind auch Menschen, die soll es auch geben…
Ich höre da nur einen bedingten Enthusiasmus heraus …
Naja, man sollte die Kirche einfach im Dorf lassen und nicht nur mit Gegensätzen arbeiten. Der menschliche Körper braucht z.B. das Vitamin B12, das kommt nur im tierischen Fett vor. Ich denke, man kann alles essen, Fleisch, Fisch, Fett, Gemüse, Getreide, Obst, etc. Wichtig sind Abwechslung, Ausgewogenheit und Dosierung. Dann ist alles bestens. Aber ich lehne jede Form von Radikalität ab, sonst wird Ernährung irgendwann zur Ideologie und zum Religionsersatz.
Sehen Sie sich eigentlich eher als Koch oder als Unternehmer?
Beides, ich bin Koch und Unternehmer.
Wie oft kann man Sie in einem Ihrer Restaurants tatsächlich noch am Herd antreffen?
Jeden Tag! Ich trage die Kochjacke nicht nur für Fotos (lacht). Heute bin ich noch bei einer Veranstaltung eingesetzt, am Abend koche ich im Toni M. Also ich stehe wahrscheinlich 40 – 50 Stunden in der Woche tatsächlich noch am Herd – zusätzlich zu meinen anderen Aufgaben. Da kommt dann halt schnell eine 80 – 100-Stunden-Woche zusammen.
Segnen Sie nach wie vor alle Speisekarten oder neuen Gerichte ab oder haben Ihre Köche diesbezüglich freie Hand?
Nein, natürlich lasse ich mir alle neuen Vorschläge schicken, daraus wird dann eine Speisekarte erstellt, bei der eben Ausgewogenheit, Verfügbarkeit und auch Kalkulation eine Rolle spielen.
Apropos Köche: Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie und wie schwer ist es derzeit, Personal zu bekommen?
Mitarbeiter habe ich über 200 und große Probleme bei der Mitarbeiter-Suche habe ich zum Glück keine. Ich habe in meinem Leben noch kein Jobinserat aufgegeben. Lediglich im Catering fehlen mir manchmal ein paar Leute.
Letzte Frage und Ausblick: Gibt es konkrete spruchreife Projekte für die nähere Zukunft?
Naja, man muss zeitgerecht überlegen, wie alles weitergehen soll. Ich habe drei Töchter: 19, 20 und 22 Jahre alt, alle drei haben die Hotelfachschule gemacht, studieren und arbeiten parallel schon im Betrieb mit. Daraus kann etwas Neues entstehen, aber da muss man die nächste Generation eben auch mit einbinden, was die sich für die Zukunft vorstellen. Wollen die es so weitermachen wie ihre Eltern? Ich habe ja auch einen anderen Weg als meine Eltern eingeschlagen. Also man wird sehen. Aber bis dahin gibt es schon noch einiges zu tun. In Grafenegg wurden kürzlich 18 neue Cottages mit jeweils vier Doppelzimmern und einem Gemeinschaftsraum errichtet, hier im Hotel am Wagram kommen demnächst 24 Suiten dazu. Langweilig wird mir also auch in den nächsten Jahren eher nicht (lacht).