Bodenständiges im Vorstadt-Beisl

Es gibt sie noch, die klassenlosen Wiener Wirtshäuser, in denen der Arbeiter neben dem Manager sitzt, mit klassischer Hausmannskost, viel Schmäh und einer resoluten Chefin – etwa das Gasthaus Schmitzberger.

Bodenständiges im Vorstadt-Beisl - Portrait - WirtshauskulturWenn es den Begriff „Vorstadtwirtshaus“ nicht schon gäbe – für das Gasthaus Schmitzberger in Wien-Erdberg müsste man ihn erfinden. Seit 1924 steht der Familienbetrieb hier. Damals noch allein auf der grünen Heide und Hauptanlaufpunkt für die Fleischhauer aus St. Marx, weswegen das Lokal auch schon um 4 Uhr früh geöffnet hat. Seit 2003 führt Karin Schmitzberger den Betrieb samt großem, schattigem Gastgarten in vierter Generation und mit Tochter Verena Schwabl steht die Generation Nr. 5 bereits in den Startlöchern.

Die Öffnungszeiten haben sich inzwischen den geänderten Bedingungen angepasst. Was aber geblieben ist, ist klassische deftige Hausmannskost im Angebot (Schnitzel, Gulasch, Krautfleckerln, etc.). Und auch Innereien wie Bries, Hirn, Bruckfleisch & Co. findet man heute nur noch selten auf den Karten. Gekocht wird dabei noch alles selbst, Convenienceprodukte finden den Weg nicht in den Familienbetrieb. Highlight der Woche ist der frische Schweinsbraten Donnerstag mittags, der aber in der Regel schon bald vergriffen ist.

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75 Prozent Stammkundenanteil

„Und auch wenn wir Rindsrouladen machen, machen wir vielleicht zehn Stück und wenn die aus sind, sind sie eben aus“, erklärt die Chefin. Was neben der Qualität insgesamt auch für die bekannt großen Portionen und nach wie vor günstigen Preise spricht. Ein Achterl Schankwein kostet 1,70 €, das Mittagsmenü 8,50 €, ein Schnitzel knapp über 10 € – und von letzterem können notfalls auch zwei Leute satt werden. „Viele staunen immer wieder über die Portionsgrößen, aber brav aufessen tun dann die meisten schon“, lacht Karin Schmitzberger. Wobei – bei einem Stammkundenanteil von gut 75 Prozent wissen die meisten Gäste ohnehin, worauf sie sich einlassen.

Mehl nur glatt oder griffig

Irgendwie dürften die Portionsgrößen ein Relikt aus der Zeit sein, als die hungrigen Fleischhauer zufriedengestellt werden mussten. So wie überhaupt die Chefin nicht jede technische Neuerung für unbedingt notwendig hält. Bezahlt werden kann nur bar, eine eigene Homepage sucht man ebenso vergeblich wie WLAN „und wenn mir jemand ein Mail schreiben möchte, sag ich nur, dass ich ein Mehl leider nur glatt oder griffig hab“, so Schmitzberger, die auch mit ihren Öffnungszeiten – Montag bis Freitag 10 – 21 Uhr durchgehend – für heutige Verhältnisse ein wenig aus der Norm fällt.

„Aber ich stehe halt jeden Tag von früh bis spät hier drin, um Einkauf und andere Dinge musst dich auch noch kümmern und wenn ich abends länger oder am Wochenende offen halten würde, bräuchte ich zusätzliche Mitarbeiter und dann könnte ich meine Preise nicht mehr halten. Preise, die ich auch nach Corona jetzt nicht erhöht habe.“ So kommt Schmitzberger mit zwei Köchen und drei Küchen-Hilfskräften aus, das Service ist reine Chefinnensache. Ein Beisl wie damals eben.

Auch optisch ein Vorstadt-Beisl, wie man es sich vorstellt, geführt von den Generationen 4 und 5 in der Familie, Karin Schmitzberger (r.) und Tochter Verena Schwabl.

Gasthaus Schmitzberger

  • Nottendorfer G. 30
  • 1030 Wien
  • Tel. 01/7989168
  • 130 Plätze + 100 im Garten

 

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