Es erzählt Geschichten und lässt uns mit jedem Bissen in andere Kulturen eintauchen. Ein Blick in den aktuellen Future Menus Trendreport von Unilever Food Solutions, der auf Daten aus 21 Ländern, 1.100 Küchenchefs und 237.000 Keywords basiert, verrät: In der Kulinarik von heute – mehr noch in der von morgen – geht es um Identität, Leidenschaft und Verbundenheit. Um das orchestrierte Spiel von Aromen, Texturen und kulturellen Einflüssen. Und um einen globalen Taktgeber: Südostasien.
Der Reiz des Unkomplizierten
Was einst als Sattmacher für unterwegs galt, erfährt heute eine Renaissance als Stilmittel der gehobenen Gastronomie: Street Food. Besonders in asiatischen Ländern ist Street Food tief verwurzelt. Indonesien etwa bringt Gerichte wie Martabak hervor – eine Art gefaltete Palatschinke, süß oder herzhaft, ursprünglich simpel, heute in edlen Varianten neu interpretiert: mit gereiftem Käse, feiner Schokolade oder einem Hauch Trüffel. Was hier geschieht, ist exemplarisch für einen größeren Trend. „Street Food Couture“ verbindet den unaufgeregten Charme der Straße mit dem Anspruch der Haute Cuisine. Lässig im Look, hochkarätig im Geschmack. Kleine Gerichte in Street-Food- Manier eignen sich ideal für Sharing-Konzepte und sprechen damit einen weiteren Trend an, der sich bereits etabliert hat.
Generation Flexibel
Es ist vor allem die Generation Z, die den Markt verändert: Sie sucht das Authentische, fordert Flexibilität und liebt das Experiment. Die Dichotomie zwischen Gourmetrestaurant und Fast Food wurde von neuen Zwischenräumen ersetzt. Von Orten und Formaten, die Geschmack, Individualisierung und kulturelle Diversität zusammenbringen.
Grenzenloses Denken
Grenzen werden aufgelöst – geografisch wie stilistisch. Vermeintlich vertraute Gerichte überraschen plötzlich mit einem Hauch Miso, fermentiertem Kimchi oder Shiso-Blättern. Sojasaucen werden gereift wie Wein, und jeder Löffel ist Träger einer Geschichte von Herkunft, Technik und Persönlichkeit. Köche erzählen ihre Biografien und ihren Blickwinkel auf Gerichte, die bewusst zwischen den Welten stehen. Miso, Gochujang oder Yuzu haben längst ihren festen Platz – nicht mehr als exotische Tupfer, sondern als strukturgebende Elemente.
Zum Mitmachen, bitte!
Der zunehmende Wunsch unserer Gesellschaft, selbst Teil des Prozesses zu werden, verändert die Art, wie gegessen wird. Ob durch Topping-Stationen für Sommerrollen, individuell kombinierbare Wraps oder wählbare Geschmacksprofile wie scharf, süß oder umami – Essen avanciert zum interaktiven Erlebnis und der Gast zum Mitgestalter. Was zählt, ist der Moment – das Zischen der Pfanne, das Anrichten am Tisch, der Dampf, der aus einem Bambuskorb aufsteigt. All das wird Teil eines multisensorischen Erlebnisses. Selbst Klassiker wie Eiscreme erfahren durch neue Verfahren und Zutaten ein Revival. So hat sich Speiseeis zur global am schnellsten wachsenden Online-Suchanfrage im Bereich Food entwickelt und birgt enormes Potenzial.
Der Sinn für das Besondere
Auch technologisch erfindet sich die Gastronomie neu. KI empfiehlt mittlerweile Gerichte basierend auf den Vorlieben des Gastes, und 3D-Drucker produzieren fragile Dessertkunst. Dabei geht es mehr darum, das Menschliche zu erweitern, als dieses zu ersetzen. Es bedarf keinesfalls immer modernster Technologien. Schon kleine Effekte wie aufgeschäumte Saucen, Rauchinszenierungen oder Flambieren am Tisch reichen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Die Zukunft des Essens ist vor allem eines: offen. Sie schmeckt nach Ferne, aber fühlt sich nah an. Und sie beginnt dort, wo sich Kreativität, Handwerk und Haltung auf dem Teller begegnen. Es ist die Antwort auf eine neue gastronomische Realität, in der kulturelle Vielfalt, technologische Möglichkeiten und veränderte Gästebedürfnisse aufeinandertreffen.