Drink Pink

Das Rosé-Segment ist beim Sekt in den letzten vier Jahren um über 90 Prozent gewachsen, aber auch sonst tut sich einiges am heimischen Schaumweinmarkt.

Die Aussichten waren zwar schon prickelnder, aber insgesamt ging es dem Schaumweinmarkt in Österreich auch schon mal schlechter: So wächst der gesamte Schaumweinmarkt in Österreich derzeit zwar im Umsatz, bewegt sich jedoch in der Menge leicht zurück. Dem Umsatzwachstum von 2,5 Prozent im ersten Halbjahr 2023 steht laut NielsenIQ eine Absatzentwicklung von minus 4,7 Prozent gegenüber. Der Mengenrückgang ist auf eine Kaufzurückhaltung zurückzuführen, die wiederum im Thema Inflation und allgemeine wirtschaftliche Entwicklung ihren Ursprung hat. Wir haben mit der gebürtigen Französin Aurore Jeudy, seit einem Jahr Kellermeisterin bei Schlumberger und eine der wenigen Frauen in dieser Branche, zu allgemeinen Trends am Sekt- und Champagnermarkt in Österreich gesprochen.

GASTRO: Fr. Jeudy, Sie stammen aus Frankreich und haben dort auch bei namhaften Champagnerhäusern gearbeitet. Wie unterscheidet sich der Zugang zu Schaumwein in Frankreich und Österreich? Dort werden Crémant und Champagner ja deutlich mehr in den Alltag integriert als bei uns.
Aurore Jeudy: Schaumwein ist in der französischen Kultur tief verwurzelt und wird nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern auch häufig im Alltag genossen. In Österreich hingegen ist der Schaumwein traditionell eher ein Getränk für offizielle Anlässe und Feierlichkeiten. Allerdings ist das Interesse an Schaumwein auch hierzulande in den letzten Jahren stark gestiegen. Vor allem bei der jungen Bevölkerung setzt sich Sekt immer stärker als Trend-Getränk durch.

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Wie ist die Preisgestaltung von Champagner & Co. in der Gastronomie in Frankreich im Vergleich zu Österreich?
Das ist eine schwierige Frage, denn je nach Region in Frankreich gibt es Champagner, Crémant, Blanquette, Schaumweine aus Spanien, Italien, Kalifornien… oder alle zusammen. Und sie alle haben unterschiedliche Preise, sogar in Frankreich. So sicher auch in Österreich. Ein guter Punkt, den ich in Frankreich und Österreich festgestellt habe, ist die Bedeutung einer schönen (Schaum)weinkarte für die Kunden. Diese ist ein Teil des Restaurants und trägt in vollem Umfang zum Ruf des Restaurants bei.

Wenn ein Gastronom den einen oder anderen Champagner auf seine Karte setzen möchte: Würden Sie eher zu bekannten Marken oder zu kleineren Häusern raten?
Meiner Meinung nach ist die einzige und wohl wichtigste Regel jene, dass ein Sommelier nur Schaumweine und Weine zu seiner Karte hinzufügt, hinter denen er auch steht. Als Gast erwarte ich mir von einem Gastronomen, dass er mir einen Schaumwein präsentiert, der sowohl ihm als auch seinen Gästen die gewünschten Emotionen vermittelt. Und das ist unabhängig davon, ob die Marke weltbekannt oder nicht ist.

Und wie siehts – auch wenn Sie da vermutlich nicht ganz unparteiisch sind – bei Thema Sekt aus? Hat eine große Marke Vorteile gegenüber einem qualitativ hochwertigen Winzersekt?
Winzersekte haben natürlich ihre Berechtigung und bieten eine vielfältige Auswahl und Bandbreite. Ich denke, es hat für den gesamten Sektkonsum einen positiven Einfluss, wenn mehr experimentiert wird. Die Kunden interessieren sich nicht mehr nur für die erste Stufe von Sekt Austria, sondern auch für die Reserve und Große Reserve. Und je mehr es hier am Markt gibt, desto eher vergleichen und ordern die Kunden Sekt aus Österreich. Das ist fantastisch.

Legt der Durchschnitts-Österreicher auf Qualität bei Sekt und Champagner Wert oder gilt „Hauptsache billig“?
In Österreich wird die Qualität von Sekt durchaus geschätzt. Der Preis ist natürlich auch ein relevanter Faktor, aber bei weitem nicht das Einzige, auf das die Österreicher achten. Besonders die Bekömmlichkeit und eine leichte, frische Note im Geschmack sind für viele entscheidende Kaufkriterien. Darüber hinaus wird bei Sekt großer Wert auf österreichische Herkunft gelegt.

Welche Trends sehen Sie derzeit generell am Schaumweinsektor in Österreich? Boomt etwa Rosé immer noch?
In Österreich hat sich der Schaumweinbereich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt und verändert. Rosé ist mittlerweile weit mehr als nur ein Trend und hat sich als echte Größe etabliert. Das Rosé-Segment ist in den letzten vier Jahren um über 90 Prozent gewachsen, was diese Entwicklung unterstreicht. Darüber hinaus liegen aktuell auch Schaumweine mit einem geringeren Restzuckergehalt im Trend. Das ist auch ein Ziel, welches ich in den nächsten Jahren verfolgen möchte: durch die Auswahl des perfekten Lesezeitpunkts und die perfekte Balance aus Säure und Zucker möchte ich nach und nach die Dosage bei den klassischen Schlumberger-Sekten reduzieren. Ich möchte aber auch neue Schaumweine auf den Tisch bringen, die komplex und elegant perfekt als Speisenbegleitung passen.

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