Ein „verrückter Kopf“ wird 20

Der Testamatta ist ein gefragter, limitierter Kultwein aus der Toskana. Das schlägt sich leider auch beim Preis nieder. Rund 100 Euro sollte man pro Flasche selbst für einen aktuellen Jahrgang kalkulieren.
Der Testamatta ist ein gefragter, limitierter Kultwein aus der Toskana. Das schlägt sich leider auch beim Preis nieder. Rund 100 Euro sollte man pro Flasche selbst für einen aktuellen Jahrgang kalkulieren.

Kultwinzer Bibi Graetz ist zwar in Florenz geboren, doch seine Eltern haben eigentlich norwegische Wurzeln. Anfangs eher künstlerisch tätig entdeckte Greatz erst spät seine Liebe zum Wein und erweckte den Landsitz mit Rebflächen, den seine Eltern in den Hügeln von Fiesole in der Toskana einst erworben hatten, zu neuem Leben. Er wollte der Welt beweisen, welche Kraft in einem toskanischen Sangiovese steckt. Dazu arbeitete er mit offener Gärung, ohne Verwendung von Reinzucht-Hefen und unter Verwendung alter Barriques, die es dem Wein ermöglichen sollten, seine Aromen und auf natürliche Weise zum Ausdruck zu bringen. „Testamatta“ also etwa „verrückter Kopf“ nannte er seinen Top-Rotwein, von dem bereits der zweite Jahrgang, der Testamatta 2001, auf der Vinexpo in Bordeaux als „Bester Wein der Welt“ ausgezeichnet wurde. Der 2006er-Jahrgang brachte Graetz schließlich die Auszeichnung „Wein des Jahres“ der Zeitschrift Wine Spectator ein. Mit dem 2019er-Testamatta machte Bibi Graetz schließlich seine ersten zwei Jahrzehnte dieses außergewöhnlichen Weins vollständig und GASTRO hatte die Möglichkeit, auf Einladung des Importeurs Morandell die wichtigsten Jahrgänge einer Vertikalverkostung zu unterziehen. Spannend dabei, wie komplett unterschiedlich sich einzelne Jahrgänge von ein und demselben Wein präsentieren können.

  • 2000: Eine Cuvée aus hauptsächlich Sangiovese mit Anteilen von Canaiolo und Colorino (erst seit 2005 setzt Graetz auf reinsortigen Sangiovese), rostbraune Farbe, frisch, feine Tannine, intensive Noten nach Leder, leichte Säure im Abgang.
  • 2001: dunkelrote, intensiv fruchtig, leicht rauchig, Tabaknoten, ein komplett anderer Wein
  • 2002: sehr trüb, erinnert in der Nase fast an Portwein, extrem intensiv, feine Tannine, langer Abgang
  • 2004: sehr fruchtig, frisch, Nase nach Schokolade, voller Körper mit viel Länge
  • 2005: ab diesem Jahrgang erstmals mit 100 Prozent Sangiovese, eher säurebetont, könnte auch aus Österreich stammen, trotzdem intensiv, langer Abgang
  • 2006: „Rumtopf-Nase“ fast wie der 2002er, sehr kraftvoll, dunkle Aromen, kräftiger Körper, elegant, gute Länge
  • 2011: eher hell und klar, der Wein präsentiert sich frisch und elegant, dunkle Beeren, gute Balance, „Burgunder-Stil“
  • 2012: klares, tiefes Rot, Naten nach Tabak und Leder, intensiv, trotzdem frisch, langer Abgang
  • 2013: sehr komplex, Tannine gut eingebunden, extrem kräftig und aromatisch, schier endloser Abgang
  • 2015: Aroma nach dunklen Beeren, kräftig, gute Balance, elegant, Geschmack hält lange an
  • 2016: helles und klares Rot, noch verhältnismäßig jung, frisch und fruchtig, mittlere Länge
  • 2018 (100 Decanter-Punkte): ein Beweis, wie frisch und fruchtig Sangiovese sein kann, dabei intensiv, elegant und mit langem Abgang
  • 2019: Jubiläumsjahrgang, elegant, frisch und fruchtig, noch jung aber trotzdem schon intensiv und sehr kräftig
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