Rassismusvorwurf aus Publicitygründen?

Rassismusvorwurf Bohrn-Mena Die Rassismuskeule haben manche heute schneller in der Hand als Lucky Luke seinen Colt.
Die Rassismuskeule haben manche heute schneller in der Hand als Lucky Luke seinen Colt.

Sagt Ihnen der Name Veronika Bohrn-Mena etwas? Nein? Ist kein Verlust, muss man auch nicht kennen. Einer gewissen Öffentlichkeit ist besagte Frau allerdings im vergangenen Sommer bekannt geworden, als sie sich als unerschrockene Kämpferin gegen Rassismus einen Namen machen wollte. Eine dunkelhäutige Freundin von ihr sei in einem Wiener Traditionsbeisl im 2. Bezirk „nicht bedient weil sie schwarz ist. Ich finde ihr solltet das wissen“, empörte sie sich auf Twitter, jener Social Media-Plattform, auf der die dauerempörten Moralisten sich gegenseitig auf die Schultern klopfen und den Rassismus und Sexismus in der Welt beklagen. Genannt wurde dabei natürlich besagtes Gasthaus – das „Reinthaler“ – mit vollem Namen. Der Vorwurf des Rassismus als Tatsachenmitteilung, ohne der Gegenseite eine Chance zur Stellungnahme zu geben. Ein Gesprächsangebot seitens der Wirtin wurde vorsichtshalber gleich mal abgelehnt.


Was war passiert? Eine dunkelhäutige Frau namens Stella Adamu-Fuhs behauptete mit ihrem (weißen)Begleiter im Lokal zu Gast gewesen und vom Kellner bewusst ignoriert worden zu sein bis ihr „schon die Tränen gekommen sind“. Das können nur an ihrer Hautfarbe gelegen sein. So weit, so gut: Ein Gast sitzt in einem Lokal, wird gefühlt über eine halbe Stunde vom Personal ignoriert und ist logischerweise verärgert. Ist vermutlich jedem schon mal passiert. Im Idealfall sucht man noch vor Ort das Gespräch mit dem Personal, andere schlucken auch den Ärger hinunter und gehen einfach nie wieder in das Lokal. Oder man ist eine schwarze Gewerkschafterin, die das einer medientechnisch versierten Kollegin erzählt, die daraufhin auf Twitter einen Wirbel macht, der von so gut wie allen Tageszeitungen und Social Media-Plattformen dankbar aufgegriffen wird.

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Solidaritätsaufruf im Netz

Blödes Detail am Rande: Die ganze Sache dürfte sich ziemlich anders zugetragen haben, wie das Lokal gegenüber allen, die sich die journalistische Mühe des Gegenchecks machten, betonte. Die Frau und ihr Begleiter hätten zu trinken bestellt, die Getränke auch bekommen und wollten mit dem Essen noch etwas warten, plötzlich seien sie aber aufgestanden und gegangen. Gegen rassistische Tendenzen wehrte sich die Betreiberin nach Kräften. Sie beschäftige Mitarbeiter aus Kroatien, Serbien, der Slowakai, aus Spanien und aus Tobego, bei ihr sei jeder Gast willkommen. Und die Gastronomen klagten folgerichtig Bohrn-Mena wegen Kreditschädigung und Verleumdung – die sich daraufhin nicht zu schade war, bei ihrer antirassistischen, politisch-korrekten Community um Spenden zu betteln. (Auch ein interessanter Charakterzug: Zuerst jemanden unbewiesenermaßen einer strafbaren Handlung bezichtigen und dann nicht dafür geradestehen wollen…)

Klagsrisiko für Bohrn-Mena  zu riskant

Trotz der solcherart zusammengekommenen 7000 Euro schien das Klagsrisiko für Bohrn-Mena plötzlich doch zu riskant und sie suchte das Gespräch mit der Reinthaler-Wirtin. Sie ziehe den Vorwurf, ihre Freundin sei im Gasthaus Reinthaler wegen ihrer Hautfarbe nicht bedient worden, zurück. Die Behauptung sei unrichtig und Bohrn Mena habe sich mit dem Gasthaus geeinigt. Bei der Betreiberin des Gasthauses habe sie sich entschuldigt, verkündete sie auf Twitter. Und die gespendeten 7000 Euro würden für „antirassistische Zwecke“ eingesetzt.

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Strafrechtlich folgenlos

So schön dieser Ausgang für das Reinthaler ist, so schal ist der Beigeschmack der ganzen Aktion trotzdem: Denn erstens war die mediale Aufmerksamkeit im Sommer anlässlich der Vorwürfe deutlich größer als jetzt nach dem außergerichtlichen Vergleich. (Auch in den einschlägigen Bewertungsplattformen tummelten sich damals plötzlich haufenweise 1-Sterne-Bewertungen von Personen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nie einen Fuß in das Lokal gesetzt hatten. Wie groß alleine der Schaden dadurch war, wird sich kaum je beziffern lassen.) Zweitens kommt Veronika Bohrn-Mena ungestraft damit durch, ein Lokal zumindest höchst fahrlässig verleumdet zu haben – und das zu einer Zeit, in der ohnehin schon jeder Gastronom ums überleben kämpfte.

Vor Rassismus auf der Hut

Und drittens, was sagt eigentlich Stella Adamu-Fuhs dazu, die die ganze Sache überhaupt erst ins Rollen gebracht hatte? Vermutlich nichts, denn schließlich muss man vor dem omnipräsenten Rassismus ständig auf der Hut sein und besser die Rassismuskeule einmal zu oft auspacken, als einmal zu wenig... Eine öffentliche Entschuldigung ihrerseits hat man bisher jedenfalls nicht vernommen, was insoferne schade ist, weil Adamu-Fuhs letzten Sommer deutlich weniger öffentlichkeitsscheu war, sich auf Twitter (wo sonst?) bei Bohrn-Mena für deren Unterstützung bedankt und den Tweet gleich mit den einschlägigen Hashtags, von #Rassismus bis #Blacklivesmatter versehen hatte.

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Vorwürfe müssen belegbar sein
Ein Kommentar von Clemens Kriegelstein
Ein Kommentar von Clemens Kriegelstein

Um Missverständnissen vorzubeugen: Das bedeutet nicht, dass es in manchen Bereichen unserer Gesellschaft keinen Rassismus gäbe und solche Vorfälle sind auch zu benennen, aber Vorwürfe dieser Art können ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen und sollten daher gut überlegt sein. Check-Recheck-Doublecheck lautet das Credo eines seriösen Journalisten und einer Gegenseite sollte jedenfalls die Chance zur Stellungnahme gegeben werden. Auch und gerade bei Vorwürfen des Rassismus oder Sexismus (#meetoo). Öffentliche Pranger ohne Gerichtsverfahren sollten seit dem Mittelalter eigentlich Geschichte sein.

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