Der Prosecco ist tot, es lebe der Prosecco!

Es ist eine Wellenbewegung und im Moment geht der Trend gerade wieder bergauf: Prosecco & Co. sind wieder „in“.

TitelbildOhsecco

Ein Glaserl oder gleich eine ganze Runde Prosecco? Geht immer – und inzwischen auch wieder immer öfter. Wobei es hier wohl einer näheren Definition bedarf, denn landläufig wird ja alles, das günstiger ist und weniger schäumt als ein Sekt als „Prosecco“ bezeichnet, manche halten das Wort überhaupt für die italienische Form von „Sekt“. Tatsächlich werden hier gerne zwei Dinge vermischt: Einerseits unterscheidet das Weingesetz zwischen Schaumwein (landläufig „Sekt“ genannt), dessen CO2 ausschließlich aus der Gärung stammt und der einen Überdruck von mindestens 3 bar aufweist und Perlwein (Unter dieser Bezeichnung wurden früher solche Weine tatsächlich vermarktet – mit mäßigem Erfolg. Warum wohl…?), bei dem der Überdruck maximal 2,5 bar betragen und dem CO2 auch zugesetzt werden darf. Und dann gibt es die Prosecco- Traube, die seit 2009 auch „Glera“ genannt wird, aus Norditalien stammt und dort gerne zu Perlwein, also einem „Frizzante“ verarbeitet wird (im Gegensatz zu einem „Spumente“, was unserem Schaumwein entspricht).

Masse statt Klasse

Irgendwann in den 1990er-Jahren begannen die Deutschen und Österreicher dem Dolce Vita auch zu Hause zu fröhnen, Prosecco-Trinken war plötzlich in, der Traubenmost wurde tankwagenweise aus Venetien und dem Friaul nach Norden gekarrt und dort zu Billigstpreisen verhökert, bis selbst jeder Vorstadt-Friseur für die Kundschaft immer ein Glaserl Prosecco vorrätig hatte. Und in der Gastronomie konnte man sich mit den obligaten Prosecco- Runden speziell bei weiblichen Gästen eine goldene Nase verdienen. Dass besagter Prosecco wegen des geringeren Flaschendrucks außerdem von der Schaumweinsteuer befreit war, machte die Sache noch lukrativer – und für heimische Sektproduzenten noch schwieriger.

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Dem Image des Prosecco waren solche Praktiken allerdings nicht zuträglich, weshalb man in Italien 2009 die Notbremse zog, ein neues Prosecco- Gesetz verabschiedete, das Flaschenund Verschlussformen ebenso vorgab wie klar definierte Herkunftsgebiete, eine Vinifikation in der Ursprungsregion und weitere Qualitätsmerkmale. All diese Maßnahmen schlugen sich zwar natürlich im Preis und damit anfangs auch negativ im Absatz nieder, förderten aber umgekehrt wie erwünscht die Qualität und stärkten damit das Image wieder. So sind Prosecco & Co. auf den Getränkekarten heute wieder gefragt wie eh und je. Nicht zuletzt, weil sie im Vergleich zu Sekt oder vielen Weinen tendenziell weniger Alkohol haben, was dem Zeitgeist gerade entgegenkommt. „Wir wollen weitertrinken, aber nicht so stark“, lautet das Motto.

„Dolce Vita“ auf Österreichisch

Dass der Prosecco wieder da ist weiß man etwa auch in der zum Haus Schlumberger gehörenden heimischen Sektkellerei Hochriegl, wo man mit dem neuen „Oh’Secco“ versucht hat, bewusst jene Zielgruppe anzusprechen, die Schaumweine nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern jederzeit als spritzigen Aperitif genießt und gerne dem „Dolce Vita“ frönt. „Schaumwein wird bei jungen Menschen immer beliebter und ist als Aperitif oder spritziger After- Work-Drink aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Wir kreieren daher einen österreichischen Schaumwein mit einem Brückenschlag zwischen heimischer Tradition und mediterranem Flair“, erklärt Benedikt Zacherl, Geschäftsführer der Schlumberger Gruppe. Erhältlich ist der „Oh’Secco“ sowohl als Bianco- wie auch als Rosato- Variante.

Der Tiroler Getränke-Profi Morandell sieht bei Prosecco vor allem das günstige Preis-Leistungs-Verhältnis als Vorteil für die Gastronomie – gerade auch beim glasweisen Ausschank. Im Gegensatz zu Champagner und höherpreisigen Schaumweinen verkauft sich Prosecco nach der Erfahrung von Morandell immer weniger in der Weihnachts- & Silvesterzeit, dafür aber mehr in den Frühlings- & Sommermonaten – „wahrscheinlich aufgrund der Frische, der Leichtigkeit & des Preises“, wie es Pressesprecherin Katharina Klingenschmid formuliert.

„Frizzante“ statt „Perlwein“

Einer der Frizzante-Pioniere in Österreich war Ernst Polsterer-Kattus vor nunmehr 30 Jahren mit seinem Kattus Frizzante: „Damals wurde die Sektsteuer in Österreich neu eingeführt, worauf der Sektverkauf prompt eingebrochen ist. Gemeinsam mit Michael Sadtke, dem damaligen Chef der Reiss-Bar wurde dann die Idee eines Perlweines – also eines Schaumweines mit weniger CO2-Druck, um diese Steuer zu umgehen – geboren. Wobei Sadtke schnell erkannt hat, dass der Ausdruck 'Perlwein' eher keine Option ist. Also haben wir uns für das italienische 'Frizzante' entschieden." Der Rest ist Geschichte: bald gab es kein Lokal, keine Privateinladung mehr, wo nicht Kattus Frizzante ausgeschenkt wurde. In den besten Zeiten betrug der Absatz 1,5 Mio. Flaschen pro Jahr, heute liegt man bei immer noch sehr zufriedenstellenden 750.000 Flaschen. "Auch weil wir das Angebot immer wieder modifiziert haben - derzeit gibt es etwa auch einen Muskateller oder einen Gemischten Satz als Frizzante", freut sich Polsterer-Kattus.

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