ÖHV-Kongress im Zeichen des Aufbruches

ÖHV-Kongress in Linz u.a. mit Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (l.), Tourismuslandesrat Markus Achleitner und ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer
ÖHV-Kongress in Linz u.a. mit Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (l.), Tourismuslandesrat Markus Achleitner und ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer

Mehrmals wurde er verschoben, letztlich ging der traditionelle ÖHV-Kongress aber als eine der ersten Großveranstaltungen nach dem Beginn der Pandemie vor knapp eineinhalb Jahren im Design Center Linz über die Bühne – natürlich unter strenger Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften. Immerhin gut 420 Teilnehmer fanden den Weg nach Linz und nicht nur ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer war die Freude über den Neustart im Tourismus und die Zuversicht für die Sommersaison ins Gesicht geschrieben: „Die Hotels sind wieder geöffnet, erste Lockerungen in Kraft getreten und die nächsten in Sicht: Die Stimmung am Kongress könnte nicht besser sein. Alle sind überzeugt, Österreich holt sich den Tourismusweltmeister-Titel zurück“, erklärte sie in ihrer Antrittsrede. Österreich als sicheres Urlaubsland zu verkaufen werde die wichtigste Aufgabe dieses Sommers sein.


Buchungen in der Ferienhotellerie gehen durch die Decke

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger gab sich ebenfalls optimistisch: „Wir sehen, dass die Öffnungsschritte funktionieren. Jeder weiß, woran er ist. Seit wir den Fahrplan fixiert und bekannt gegeben haben, gehen die Buchungen in der Ferienhotellerie durch die Decke.“ Sogar die Nachfragen für Städteurlaube würden derzeit wieder ansteigen, der Grüne Pass bringe den Menschen die Reisefreiheit zurück, die natürlich auch für Städtetrips genutzt werde. Köstinger: „Um die Kongresse, die Messen, die großen Veranstaltungen kämpfen wir, denn sie sind für die Städte unverzichtbar. Der Veranstalter-Schutzschirm ermögliche wieder mittel- und langfristige Planungen, mit einem minimierten Risiko und einer Ausfallshaftung. Das ist wichtig, denn die Planungszeiten sind gerade in diesem Bereich oft sehr lang.“

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Die Menschen sitzen auf gepackten Koffern

Und auch Oberösterreichs Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat Markus Achleitner sah ein helles Licht am Ende des Tunnels: „Tatsache ist: Die Menschen sitzen auf gepackten Koffern und wollen reisen. Sie wollen raus aus ihren vier Wänden. Sie wollen Zeit mit Familie und Freuden verbringen. Sie wollen genießen. Sie wollen sich umsorgen und verwöhnen lassen.“ Mehr als die Hälfte der Österreicher, 54 Prozent, wolle den Urlaub in Österreich verbringen. Am Plan stünden vor allem Erholungsreisen, Wanderurlaube, Natururlaube, Badeurlaube an Seen und Flüssen, Urlaub in den Bergen. Jeder Dritte zeige nun mehr Interesse für Österreich als vor der Krise. „Corona ist damit für den heimischen Tourismus auch eine einzigartige Chance. Diese wollen wir alle nutzen und deshalb soll auch dieser Kongress ein starkes Signal sein“, so Achleitner abschließend.

Normaler Sommer erwartet

Dass die Zuversicht dabei nicht nur erwartbarer Zweckoptimismus von Politikern und Interessensvertretern war, belegten aber auch die Vorträge von anderen Experten am Kongress. Dr. Martin Selmayr etwa, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, traute sich zwar noch nicht über eine Prognose für den kommenden Winter („Das wäre derzeit unseriös.“), er erwartete aber einen weitgehend normalen Sommer. Wie sehr dabei die gesamte EU vom Tourismus abhängig sei zeigte er mit folgenden Zahlen: 20 Mio. Menschen arbeiten EU-weit im Tourismus und rund 9,5 Prozent des BIP würden in dieser Sparte erwirtschaftet.

Österreich auch im Winter hoch im Kurs

Prof. Dr. Martin Lohmann von der deutschen Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen legte dar, dass bei Konsumausgaben Urlaubsreisen nach wie vor auf Platz zwei hinter Lebensmitteln stehen würden. „Die persönliche wirtschaftliche Situation hat sich für die wenigsten Leute verschlechtert, der Spaß am Reisen ist den meisten geblieben.“ Lohmann ortet wachsendes Potential bei deutschen Gästen für Urlaub in Österreich und zeigte sich sogar sehr optimistisch für den kommenden Winter, da Fernreisen auch in gut einem halben Jahr noch immer problematisch sein könnten. Wichtig sei aber in jedem Fall ein möglichst hoher Sicherheitsstandard in den Urlaubsregionen, unter dem allerdings der Urlaubsspaß nicht leiden dürfe.

Endgültige Erholung aus der Krise erst Ende 2022

Dass die Erwartungen dabei nicht ganz in den Himmel wuchsen, dafür sorgte schließlich Dr. Franz Schellhorn von der Agenda Austria. Seiner Ansicht nach habe die Krise Österreich härter getroffen als viele andere Länder, was u.a. an der hohen Tourismus-Abhängigkeit des Landes liege, an der Länge und Strenge der Lockdowns, aber auch an den großzügigen Hilfspaketen, die es zu vielen Menschen ermöglicht hätten, erstmal abzuwarten. Schellhorn erwartet eine endgültige Erholung aus der Krise erst Ende 2022 und zeigte dabei wenig Verständnis für Leute, die jetzt nach einem Systemwandel rufen: „Es ist noch nicht so lange her, dass viele Regionen über Overtourism geklagt haben – jetzt hat man gesehen, wie eine Welt ohne Tourismus aussieht.“ Generell sei eine Welt ohne Wachstum laut Schellhorn kein schöner Anblick. Unsere Wirtschaftsform sei auf Wachstum ausgelegt.

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