Mehr Regionalität für Österreichs Kantinen

Die Regierung stellt mit dem nationalen Aktionsplan „Österreich isst regional“ auf die Beschaffung von Lebensmitteln ohne lange Lieferwege in Bundeskantinen um.

Regionalität wird in letzter Zeit nicht nur in immer mehr Gasthäusern und Restaurants großgeschrieben, sondern auch die heimische Regierung will bei den ihr unterstellten Kantinen und Mensen in Zukunft die Regionalität stärken und den klimatischen Fußabdruck so klein wie möglich halten. „Österreich isst regional“ heißt daher das Motto, mit dem das Landwirtschaftsministerium die regionale Beschaffung von Lebensmitteln stärken möchte. Dazu wurde ein nationaler Aktionsplan zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung im Ministerrat beschlossen, dessen Ziel die 100-prozentige regionale Beschaffung von Lebensmitteln in Bundeskantinen ist.

Bereits vor dem Beschluss im Ministerrat hat die Landesagrarreferentenkonferenz einen einstimmigen Beschluss gefasst, den Aktionsplan zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung auch in den Ländern umzusetzen. Somit wird der nationale Aktionsplan nicht nur auf Bundesebene, sondern auch auf Landesebene verpflichtend umgesetzt werden. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger dazu: „Wir gehen als Bund mit gutem Beispiel voran und stellen die Beschaffung von Lebensmittel auf regionale Herkunft um. In Zukunft wird es mehr Lebensmittel in den öffentlichen Kantinen direkt vom Bauern geben.“

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1,8 Mio. Personen würden Tag für Tag außer Haus essen, rund 450.000 Personen davon in öffentlichen Einrichtungen. Die Bundeskantinen hätten einen Wareneinsatz von 1,35 Mio. Euro pro Tag und mehr als 330 Mio. Euro pro Jahr. „Das ist ein enormer Hebel, mit dem wir aktiv das Klima schützen und gleichzeitig unsere Landwirtschaft unterstützen“ so Köstinger weiter.

Regionalität und Saisonalität führten zu kurzen Transportwegen. Mit dem Aktionsplan und dem Projekt „Österreich isst Regional“ werde man dem Ziel, die Beschaffung von Lebensmitteln zu 100 Prozent aus der Region sicherzustellen, einen wichtigen Schritt näherkommen.

Klimaschutz und gutes Essen gehören zusammen

Auch Umweltschutzministerin Leonore Gewessler sieht in der Maßnahme einen entscheidenden Schritt: „Wir legen fest, dass in öffentlichen Einrichtungen künftig möglichst alle Lebensmittel aus der Region kommen – und sorgen dafür, dass der Bio-Anteil deutlich steigt. Wenn die Öffentliche Hand regional und biologisch einkauft, stärkt das die vielen Landwirte, die einen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt leisten. Und es führt zu kürzeren Transportwegen und geringeren CO2-Emissionen.“

Klimaschutz und gutes Essen würden demnach zusammengehören. Mit mehr Nachhaltigkeit in den öffentlichen Kantinen wolle man genau das vorzeigen. Bis 2030 sollen außerdem mindestens 55 Prozent der beschafften Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft kommen. Das sei ein wichtiger Schritt zur Unterstützung einer nachhaltigen Landwirtschaft. Zufrieden mit dem Aktionsplan zeigt sich der steirische Vorsitzende der Agrarlandesräte, Hans Seitlinger: „Der Gesetzgeber gibt den Bauern strengste Regeln vor und hat daher auch die Pflicht in all seinen öffentlichen Einrichtungen beim Einkauf auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Saisonalität zu achten.“

Kurze Transportwege, höchste Tierwohl und Produktionsstandards, sowie die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe würden zudem nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch Arbeitsplätze in den Regionen sichern.

Regional, BIO & Fairtrade

Beim Cateringunternehmen Gourmet, das für den Betrieb der Parlamentskantine verantwortlich zeichnet (zumindest derzeit noch – im Zuge des Umbaus wird diese Aufgabe derzeit gerade neu ausgeschrieben), hat man die wichtigsten Vorgaben des Aktionsplans schon in der Vergangenheit berücksichtigt.

„Wir kaufen unsere Lebensmittel seit vielen Jahren möglichst regional und saisonal in Österreich ein. Milch, Milchprodukte, Rindfleisch, Kalbfleisch Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Freilandei, frisches Gemüse u.v.m. kommen bereits zu 100 Prozent aus heimischer Produktion. Für uns heißt regional dabei aus Österreich“, so Unternehmenssprecherin Martina Baumeister auf Anfrage von GASTRO.

Auch bei Zutaten, die nicht regional verfügbar sind, achte man darauf, dass sie fair und nachhaltig erzeugt würden. Gourmet sei Partner von Fairtrade und biete in der Parlamentskantine daher z. B. Fairtrade Kaffee an. „Eine ausgewogene Menüzusammenstellung und Nachhaltigkeit haben einen großen Stellenwert. Das heißt für die Parlamentskantine vegetarische, klimafreundliche Angebote ebenso wie Getränke nur in Glasflaschen, Mehrweggebinde – z.B. können Gäste das Essen in einem eigenen Geschirr abholen, die Vermeidung von Lebensmittelabfällung und Abfalltrennung“, so Baumeister weiter.

Die Parlamentskantine sei zudem seit Mai 2015 BIO-zertifiziert. Als BIO-Pionier in der Gemeinschaftsverpflegung in Österreich sei GOURMET stolz, langjährige, verlässliche Partnerschaften mit Bio-Lieferanten zu pflegen. Und bei der Österreichische Mensen- Betriebsgesellschaft (ÖBMG), werden laut Geschäftsführer Franz Haslauer einige der Forderungen ebenfalls bereits umgesetzt:

„Nachhaltigkeit und regionaler Einkauf ist in unseren Betrieben bereits Standard. Ein weiterer Schritt ist es, unser Sortiment mehr und mehr mit 100 Prozent nachvollziehbar biologischer Ware zu erweitern – als Gemeinschaftsverpfleger und Nahversorger stehen wir zu unserer Verantwortung gegenüber unseren Gästen und unserer Umwelt!“

Info

Umweltschutzministerin Leonore Gewessler sieht in der Maßnahme einen entscheidenden Schritt.
Umweltschutzministerin Leonore Gewessler sieht in der Maßnahme einen entscheidenden Schritt.

Kriterien für die öffentliche Beschaffung von Lebensmitteln aus dem Aktionsplan:

  • Die beschafften Lebensmittel stammen möglichst zu 100 Prozent aus der Region. Das beschaffte Obst und Gemüse ist möglichst saisonal.
  • Folgende Mindestanteile der beschafften Lebensmittel müssen aus biologischer Erzeugung stammen – Mind. 25 Prozent ab dem Jahr 2023 – Mind. 30 Prozent ab dem Jahr 2025 – Mind. 55 Prozent ab dem Jahr 2030
  • GVO-freie Fütterung bei Rind und Schweinefleisch (Huhn schon jetzt GVO-frei) – Mind. 5 Prozent ab dem Jahr 2021 – Mind. 40 Prozent ab dem Jahr 2023 – 100 Prozent ab dem Jahr 2025
  • Frischeier mit Schale, Flüssigeier und Eipulver stammen aus Freiland- oder Bodenhaltung mit dem AMAGütesiegel oder Biosiegel
  • Tierprodukte (Eier und Fleisch) stammen von Betrieben, die Mitglied eines anerkannten Tiergesundheitsdienstes sind.
  • Fleischprodukte gibt es nur mehr mit AMA-Gütesiegel „Mehr Tierwohl“ oder vergleichbaren Standards.
  • Fisch stammt aus regionalen Gewässern oder aus nachhaltiger artspezifischer Aquakultur.

Herkunftskennzeichnung in Kantinen:

  • Fleisch, Eiern und Milch (Angabe mind. mit „Österreich“, „EU“ oder „Nicht-EU“) muss gut sichtbar aufliegen. Für Fleisch bedeutet Herkunft, wo die Tiere geboren, gemästet und geschlachtet wurden.
  • Fleisch, Eier und Milch aus biologischer Erzeugung sind auszuweisen (Angabe mind. „Bio-Milch“, „Bio- Fleisch“, „Bio-Eier“).
  • Damit will der Bund bei der Herkunftskennzeichnung vorangehen und schon jetzt umsetzen, was später für Regale im Handel und in der Kantine im öffentlichen Raum gilt.
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