Jedes 3. Hotel muss sein Angebot reduzieren

ÖHV-Präsident Walter Veit (l.) und Leo Bauernberger, Geschäftsführer der SalzburgerLand Tourismus Gesellschaft, freuen sich schon auf den nächstjährigen Kongress.
ÖHV-Präsident Walter Veit (l.) und Leo Bauernberger, Geschäftsführer der SalzburgerLand Tourismus Gesellschaft, freuen sich schon auf den nächstjährigen Kongress.

Mit dem Titel „Arbeitswelten neu denken“ stand der Kongress der Österreichischen Hoteliervereinigung von 2. – 4. Mai in der Wiener Hofburg mit rund 700 Teilnehmern unter dem Motto des Mitarbeitermangels. Die Zahl der Beschäftigten in Österreichs Hotellerie fiel zwischen 2019 und 2021 pandemiebedingt von 96.000 auf 79.000: „Das stellt Arbeitgeber wie Arbeitnehmer vor immense Herausforderungen“, verwies der neue ÖHV-Präsident Walter Veit auf eine aktuelle repräsentative Branchenbefragung: 33% der Betriebe reduzieren demnach das Angebot, 23% lagern Prozesse aus, 19% schließen Teile des Betriebs, 18% überdenken das Geschäftsmodell. Die immer gleichen falschen Schlüsse – das Fehlen von Mitarbeitern auf Arbeitszeiten und Gehälter zurückzuführen – wies Veit zurück: „Zurück in die Mottenkiste mit den Uralt-Klischees! Es fehlen überall Bewerber, in IT und Industrie, in Schulen und Büros, ganz unabhängig von den Arbeitsumständen. Das ist ein branchenunabhängiges weltweites Phänomen.“

Die Hotellerie reagiere jedenfalls bereits: Laut ÖHV-Befragung investieren 2/3 der Betriebe in Employer Branding und Mitarbeiterbindung, 60% optimieren interne Prozesse, um Mitarbeiter zu entlasten. 56% erhöhen die Ausgaben für Weiterbildung. Die Top-Hotellerie bezahle Hilfskräfte um 20% über Kollektivvertragsniveau, Fachkräfte um 30%, Führungskräfte um 40%: „Da sind wir weit weg von Lohndumping und zeigen gleichzeitig: Aus- und Weiterbildung lohnt sich“, so Veit. Die Hotellerie mache ihre Hausaufgaben.

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Arbeitsmobilität steigern

Arbeitsminister Martin Kocher präsentierte in seinem Vortrag zahlreiche Eckpunkte der österreichischen Arbeitsmarktpolitik. Ein entscheidender Hebel zur Überwindung der Krise vor allem auf dem Tourismussektor sei, neben der Kurzarbeit, auch die Erhöhung der Saisonierskontingente gewesen, als viele Länder in Europa gleichzeitig die pandemiebedingten Einschränkungen zurücknahmen und fast gleichzeitig geöffnet wurde. Die Regierung habe den zunehmenden Mitarbeiterbedarf bei gleichzeitig niedriger und sinkender Arbeitslosigkeit als entscheidenden Faktor erkannt und als eine der ersten Maßnahmen nach Abflauen des ständigen Corona-Krisenmodus eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte vorgelegt. Hier hob Kocher die Beschleunigung der Verfahren durch parallele Verfahrensschritte und Erleichterungen für den dauerhaften Zuzug für Stammsaisoniers hervor. Als weitere Herausforderung nannte Kocher die Steigerung der regionalen Arbeitsmobilität.

Zu hohe Steuerlast

Eine WIFO-Analyse beziffert die durchschnittliche effektive Abgabenlast auf Arbeitseinkommen mit 41,7%. Das sei der zweithöchste Wert in der EU, deutlich über dem Durchschnitt der EU28 von 34,2%. „Das österreichische Abgabensystem ist zu wenig für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet. Umweltsteuern haben ein unterdurchschnittliches und sinkendes Gewicht, die Abgabenlast auf Arbeit ist arbeitnehmer- wie arbeitgeberseitig hoch und teilweise steigend, auch im besonders sensiblen unteren Einkommensbereich. Das dämpft das Arbeitsangebot von Frauen, beinhaltet eine ‚Teilzeitfalle‘, sowie die Motivation Geringqualifizierter allgemein und die Arbeitsnachfrage in Summe“, erklärte Dr. Margit Schratzenstaller, Senior Economist am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung, am ÖHV-Kongress.

Schülerbefragung zu Praktika im Tourismus

Ebenfalls präsentiert wurde am ÖHV-Kongress die erste große Befragung von Tourismus-Schülern zu Praktika im Rahmen ihrer Ausbildung. Teilgenommen haben 1.474 Schüler an 14 Tourismusschulen, die im vergangenen Sommer ein Praktikum absolviert haben. „Wir wollen besser werden. Dafür müssen wir wissen, wo es Verbesserungsbedarf gibt. Jetzt haben wir ein sehr klares Bild der Lage“, sehen ÖHV-Generalsekretär Dr. Markus Gratzer und Mag. Jürgen Kürner, Sprecher der Direktoren der österreichischen Schulen für Tourismus, in den aussagekräftigen Ergebnissen eine gute Basis für nachhaltige Verbesserungen. Die Lehrer bekamen von den Schülern eine 2 für das Erstellen von Listen mit Praktikumsbetrieben, für die Vorbereitung auf das Praktikum eine 2,25 und eine 2,27 für die Unterstützung bei Problemen im Praktikum. Luft nach oben gibt es bei der 3,83 für Besuche während des Praktikums. Bei den Praktikumsbetrieben – die durch die Bank gut bewertet wurden – orten die Schüler Verbesserungspotenzial bei der Vermittlung der Lerninhalte (sie wollen mehr lernen), bei der Beteiligung am Trinkgeld und beim Stresspegel: „Das lässt sich aber lösen“, sind Gratzer und Kürner überzeugt.

ÖHV-Kongress 2023 wieder im Jänner

Im kommenden Jahr soll der Kongress wieder zum gewohnten Zeitpunkt stattfinden, konkret von 22. – 24. Jänner in der Stadt Salzburg. „Wir kehren wieder zurück zu unserem angestammten Fixtermin und sind sehr zuversichtlich, dass der Termin diesmal hält“, erklärte Walter Veit.

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